Weihnachten mit dem Maler Emil Nolde

Weihnachten mit Emil Nolde
Meditativer Gottesdienst, Zweiter Weihnachtstag, 26.12.2013
18.30 Uhr Kirche Queck

Am zweiten Weihnachtstag laden wir ein zu einem besonderen Gottesdienst in der Reihe "Weihnachten mit " In diesem Jahr soll uns der Maler Emil Nolde (1867-1956) helfen, die Weihnachtsbotschaft neu zu entdecken. Noldes Bilder geben wichtige und neue Impulse. Der meditative Gottesdienst wird musikalisch gestaltet von Ellen Moog (Gesang), Jochen Grabowski (Orgel, Trompete) und Mario Stuck (Gesang, Orgel).

Weihnachten war für Emil Nolde Zeit seines Lebens ein wichtiges Fest. Über viele Jahre verbrachte der Maler Emil Nolde mit seiner Frau Ada die Weihnachtstage zumeist in seinem Berliner Wohnatelier. Längere Zeit bedachte der Frankfurter Kunstsammler Carl Hagemann das Künstlerpaar regelmäßig mit einem Baumkuchen. So bedankte sich Ada im Januar 1934 bei Hagemann "für den süßen Babelsturm, der nun schon Tradition bei uns wird", und schilderte ihm den Verlauf des Festes: "Unsere Weihnachten sind immer besonders stille Tage. Wir legen Tannengrün ins Zimmer und stecken Wachskerzen daran, echte Honigkerzen, die duften auch, wenn sie nicht brennen. Einen Weihnachtsbaum haben wir nicht, wir beiden einsamen Menschen stehen verlegen davor und werden traurig." Der Bauernsohn Emil Nolde erinnerte sich gern an seine Kindheit, auch an die Festtage: "Zurückschauend liegen vor mir die Knabenjahre im heimatlichen Dorf wie ein sonniger Frühlingsmorgen." Zu Weihnachten backte die Mutter "in dem großen, gewölbten, glühenden Backofen ihre vielen Kuchen, mein Vater schob die Platten hinein und holte sie fertig wieder heraus. Fünfzehn Sorten Gebäck hatte meine Mutter", weiß er noch. "Wir Kinder standen möglichst immer dabei, zuerst ein Stückchen Teig und dann zerbrochene Kuchen als Leckerbissen erhaschend." Am Weihnachtsmahl "in der guten Stube" nahmen auch "die Knechte und Mädchen" teil; "es wurde gebetet, und der Tisch war festlich mit weißem Leintuch gedeckt und dem Silbergeschirr. Der große Schweinskopf mit den Schüsseln voll Grünkohl nebenzu, stand unser erwartend. Das Essen war schwere Kost für uns Kinder, aber ein Stück Schweinsohr mit weißen Knorpelstreifen darinnen, das schmeckte doch sehr schön", berichtet er in seinen Erinnerungen. "Und dann kam die Reisgrütze mit dem üppigen Butterklecks in der Mitte und mit Zucker und Kaneel darüberhin; das war noch besser. Und dann der herrlich große Teller voll Kuchen zum Sattessen! Das Höchste und Schönste waren die kleinen Geschenke: der Farbenkasten, den mir das Fest einst brachte, mag ein größtes Glück mir im Leben gewesen sein. Die ganzen Weihnachtstage saß ich bei meinen Farben, malend und malend." Die Tradition der christlichen Festtage, der wöchentliche Kirchgang, Bibelstunde, Konfirmandenunterricht oder Tischgebete waren fest eingebunden in das Familienleben. Neben Hauspostille und Gesangbuch war die Bibel lange Zeit angeblich das einzige Buch im Elternhaus, und Nolde kokettierte später damit, dass sie im Grunde auch das einzige Buch gewesen sei, das er ganz gelesen habe. Den tiefen Einfluss dieser frühen Lektüre auf seine Kunst offenbarte er im Juli 1916 einer Bekannten: "Die biblischen Bilder sind intensive Jugenderinnerungen, denen ich als Erwachsener Form gebe."

Pierre Bouvain, unter Benutzung eines Aufsatzes von Manfred Reuther, Direktor der Noldestiftung Seebüll

Emil Nolde, Heilige Nacht, 1912

Emil Nolde, Heilige Nacht, 1912

Biographie: Emil Nolde

Emil Nolde, Selbstbildnis

Emil Nolde, Selbstbildnis


Emil Nolde wird 1867 im Dorf Nolde bei Tondern geboren. Als Holzschnitzer ausgebildet, entwirft Nolde 1894 eine Postkartenserie, in der er Bergen menschliche Züge verleiht. Der Verkaufserfolg ermöglicht es ihm, freier Maler zu werden.
1902 heiratet Nolde die Dänin Ada Vilstrup. 1906/7 ist Nolde Mitglied der Künstlergruppe "Brücke". Während Noldes im Sommer auf der Ostseeinsel Alsen wohnen, verbringen sie den Winter in Berlin. 1913/14 nimmt das Paar an einer Expedition in die Südsee teil. 1927 ziehen Noldes nach Seebüll; Nolde entwirft Wohnhaus und Garten.

Das Nazi-Regime erklärt Nolde 1937 zum entarteten Künstler und verbietet ihm 1941 das Malen. Nolde aquarelliert heimlich und vollendet 1.300 "Ungemalte Bilder".

Nach dem Krieg erhält Nolde zahlreiche Ehrungen. Er stirbt 1956 in Seebüll. Sein Testament enthält die Gründungsurkunde für die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde.

Nolde-Stiftung Seebüll