Weihnachten mit dem Maler Rembrandt

Weihnachten mit dem Maler Rembrandt

Rembrandt, Selbstbildnis, 1657

Rembrandt, Selbstbildnis, 1657

Meditativer und musikalischer Gottesdienst am Zweiten Weihnachtstag
18.30 Uhr Kirche Queck, 26. Dezember 2019



Am Zweiten Christtag, 26. Dezember 2019, soll im Abendgottesdienst um 18.30 Uhr in der Quecker Kirche der Maler Rembrandt van Rijn an die Weihnachtsgeschichte heranführen. Am 4. Oktober dieses Jahres jährte sich Rembrandts Todestag zum 350. Mal.

Musikalisch wird der Gottesdienst von den Organisten Jochen Grabowski und Mario Stucki begleitet.


Seit zwanzig Jahren feiern wir in der Pfarrei Queck am Zweiten Christtag einen besonderen Weihnachtsgottesdienst. Nach der Aufregung am Heiligen Abend wollen diese Gottesdienste die Möglichkeit bieten, sich in Ruhe auf das zu besinnen, was Weihnachten bedeutet. Musiker, Maler oder andere Kunstschaffende sollen helfen in diesen besonderen Gottesdiensten neue Zugänge zur Botschaft des Christfestes zu schaffen und an und mit den alten Worten Entdeckungen für das eigene Leben zu machen.

Am Zweiten Christtag, 26. Dezember, soll im Abendgottesdienst um 18.30 Uhr in der Quecker Kirche der Maler Rembrandt van Rijn an die Weihnachtsgeschichte heranführen. Am 4. Oktober dieses Jahres jährte sich zum 350. Mal sein Todestag.

Unter den bildenden Künstlern gilt Rembrandt heute noch als ein Gott, als unerreichter Meister von Lichtwirkung und Farbgebung. Sein Leben war voller Illusionen und Enttäuschungen, endete im Absturz und offenbart keineswegs immer sympathische Züge. Aber als gesellschaftlich Ruinierter und Gemiedener entwickelte Rembrandt ein außerordentlich sensibles Verständnis für die biblischen Geschichten, die vom Leid der Menschen und von der Barmherzigkeit Gottes erzählen.

Rembrandt kam als Sohn eines Müllers am 15. Juli 1606 in der holländischen Stadt Leiden zur Welt. Er wuchs in einem frommen, reformierten Elternhaus auf. Schon als Kind hat ihm seine Mutter die biblischen Geschichten erzählt. Er hat sie begierig aufgesogen und später seine Mutter als Bibelleserin porträtiert.

Rembrandt, Anbetung der Hirten, 1646

Rembrandt, Anbetung der Hirten, 1646

Seine Eltern schickten den aufgeweckten Jungen auf die Universität, mussten dann aber einsehen, dass er nicht zum Gelehrten taugte, und ließen ihn zum fleißigen Maler Jacob van Swanenburg in die Lehre gehen. Rembrandt wuchs seinem Lehrer freilich bald über den Kopf. Er erwies sich als künstlerisch hochbegabt, erzielte mit den Gegensätzen von Hell und Dunkel, äußerer Bewegtheit und innerer Ruhe von Anfang an fantastische Wirkungen und siedelte bald nach Amsterdam über, wo es mehr Aufträge und Kunstbegeisterte gab als im spröden Milieu seiner Heimatstadt.

Mit seinen biblisch-religiösen Sujets bewies Rembrandt Mut zum Risiko, denn in den protestantischen Niederlanden gab es kaum Kirchenkunst und wenig Käufer für solche Bilder. Und in der Art, wie er diese Themen anging, entfernte er sich immer mehr vom Publikumsgeschmack, setzte er sich einsam und nachdenklich mit einem überhaupt nicht majestätischen, sondern zerbrechlich und verwundbar wirkenden Christus auseinander, der freilich in seiner Ohnmacht eine ungeheure innere Hoheit ausstrahlt und den Betrachter zur Stellungnahme zwingt: Wo stehe ich im Geschehen? Gehöre ich zu den Folterknechten oder zu den Armen, die auf Christus hoffen, finde ich mich in der feixenden Menge wieder oder in den wenigen Getreuen unter dem Kreuz?

Rembrandts Begabung, die biblischen Geschichten als inneren Vorgang zwischen Christus und dem Betrachter zu erzählen, verwirrte sein Publikum. Seine dunkle, warme Farbigkeit war nicht gefragt; die Kunstfreunde vermissten äußere Dramatik und fanden seine Konzentration auf seelische Prozesse öde.

Rembrandt, Anbetung der Könige, 1632

Rembrandt, Anbetung der Könige, 1632

Blamable Streitigkeiten um Geld und Testamente brachten ihn in Verruf; seine abgöttisch geliebte und immer wieder gemalte Frau Saskia war früh gestorben; die Haushälterin, die für seinen kleinen Sohn sorgen sollte, wollte geheiratet werden und verwickelte den Maler in peinliche Prozesse. Weil er sein Geld nicht zusammenhalten konnte, wurden seine Gemälde versteigert und sein Haus verkauft. Seine Kinder starben, am Ende war er ganz allein. In dieser Zeit malte er seine tiefsten biblischen Gemälde vor allem die "Heimkehr des Sohnes".

Misstrauisch und schrullig war er geworden, statt mit Adeligen und Kaufleuten gab er sich nur noch mit Gescheiterten und Habenichtsen ab. Aber seine Kunst wurde immer reifer und strahlender, von einen überirdischen Licht erfüllt. Und er arbeitete unermüdlich. Mehr als 600 Gemälde, mehr als 300 Radierungen, 1800 Handzeichnungen sind von Rembrandt bekannt. Rembrandt ist ein verblüffendes Beispiel dafür, wie ein Mensch Heimsuchungen und Niederlagen verarbeiten und verwandeln kann, statt sie nur dumpf über sich ergehen zu lassen: "Zuletzt fing er in seinem Elend förmlich zu leuchten an." (Walter Nigg)

Rembrandt war ein Maler der Bibel wie kaum ein anderer. Ein Drittel seines Werkes hat biblische Themen. Er war dabei nicht nur ein genauer Beobachter, sondern auch ein engagierter Botschafter. Die Szenen der Bibel werden von ihm zu allgemeinen Gleichnissen erhoben und in seine Gegenwart übertragen. In der Alltäglichkeit des Lebens entdeckt er die Existenz Gottes. Rem-brandt starb dreiundsechzigjährig am 4. Oktober 1669 und liegt in der Westerkeerk in Amsterdam begraben.

Pierre Bouvain unter Benutzung eines Aufsatzes von Christian Feldmann

Josephs Traum im Stall, 1645

Josephs Traum im Stall, 1645