Weihnachten mit Karl May

Meditativer Gottesdienst am 2. Weihnachtstag, 26.12.2012, um 18.30 Uhr in der Kirche zu Rimbach

In der Reihe "Weihnachten mit ." feiern wir am Abend des Zweiten Weihnachtstages 2012 zum 14. Mal einen besonderen Gottesdienst. Dann, wenn der Trubel der Feiertage zu Ende geht, lassen wir uns von Künstlern helfen, Neues an der vertrauten Weihnachtgeschichte zu entdecken. Wir wollen neue Zugänge zum Weihnachtswunder finden. In diesem Jahr soll uns der Schriftsteller Karl May (1842-1912) helfen. Karl May wurde vor 170 Jahren geboren und starb vor 100 Jahren am 30.03.1912.
Musikalisch wird der Gottesdienst gestaltet von Mario Stucki (Orgel) und Jochen Grabowski (Orgel, Trompete). Der Kirchenchor Ober-Wegfurth wird ein von Karl May getextetes und komponiertes "Ave Maria" vortragen. Pfarrer Bouvain wird Texte aus verschiedenen Werken Karl Mays lesen, die das Thema Weihnachten von verschiedenen Seiten aus beleuchten.


Karl May ist der Erfinder von Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Generationen von Jugendlichen folgten dem Schriftsteller in Gedanken in den Wilden Westen zu den Apatschen oder in den Orient "Von Bagdad nach Stambul".


Vor 170 Jahren in ärmlichen Verhältnissen geboren

Karl Mays Geburtshaus

Karl Mays Geburtshaus


Karl May wurde am 25. Februar 1842 in dem kleinen erzgebirgischen Städtchen Ernstthal (heute Hohenstein-Ernsttahl) in Sachsen geboren. Er ist das fünfte Kind des 32-jährigen Webergesellen Heinrich May und seiner um sieben Jahre jüngeren Ehefrau Christiane. Neun weitere Geschwister folgen noch, aber von den vierzehn Kindern sterben neun bereits vor ihrem zweiten Geburtstag, zumeist schon in den ersten Lebenswochen. In seiner Selbstbiographie beschreibt Karl May mit wenigen Worten sehr anschaulich das Haus, in dem er geboren wurde. Das Haus war "nur drei schmale Fenster breit und meist aus Holz gebaut, dafür aber war es drei Stockwerke hoch und hatte ganz oben unter dem First einen Taubenschlag. . Großmutter, die Mutter meines Vaters, zog ins Erdgeschoss, wo es nur eine Stube mit zwei Fenstern und die Haustür gab. Dahinter lag ein Raum mit einer alten Wäscherolle, die für zwei Pfennig in der Stunde an andre Leute vermietet wurde. .. Im ersten Stock wohnten die Eltern mit uns. Da stand der Webstuhl mit dem Spulrad. Im zweiten Stock schliefen wir mit einer Siedlung von Mäusen und einigen größeren Nagetieren, die eigentlich im Taubenschlag wohnten und des Nachts nur kamen, uns zu besuchen. Es gab auch einen Keller, doch war er immer leer. Einmal standen einige Säcke Kartoffeln darin, die gehörten aber nicht uns, sondern einem Nachbar, der keinen Keller hatte. Großmutter meinte, es wäre besser, wenn der Keller ihm und die Kartoffeln uns gehörten."

Das Weihnachts-Thema bei Karl May


Es ist klar, dass für einen Jungen aus solch ärmlichen Verhältnissen das Weihnachtsfest eine besonders wichtige Bedeutung hatte: das Fest des Schenkens und vor allem des Beschenktwerdens. Obwohl Weihnachten für Karl May oft eine schwere Zeit war, hat ihn das Thema nie losgelassen, verband er doch mit der Geburt Christi die Hoffnung auf eigene Erlösung. Immer wieder begegnet deshalb das Thema "Weihnachten" in den Werken Karl Mays. Wir finden es in Gedichten, Reiseerzählungen, in den Kolportageromanen und in seiner Biographie.

Band 24 trägt den Titel "Weihnacht"


Band 24 der gesammelten Werke, eine Reiseerzählung, die im Erzgebirge beginnt und bis nach Amerika führt, hat Karl May mit dem Titel "Weihnacht" überschrieben. Karl May beginnt die Erzählung mit einer Beschreibung der Bedeutung von Weihnachten:
"Weihnacht! - Welch ein liebes, inhaltsreiches Wort! Ich behaupte, dass es im Sprachschatz aller Völker und aller Zeiten ein zweites Wort von ebenso tiefer wie beseligender Bedeutung weder je gegeben hat noch heute gibt. Dem gläubigen Christen ist es der Inbegriff der heiß ersehnten Erfüllung langen Hoffens auf die Erlösung aller Geschöpfe und auch für den Zweifler bedeutet es eine alljährlich wiederkehrende Zeit allgemeiner Festlichkeit, einer Zeit der Familienfreude und der strahlenden Kinderaugen."

Den Grundstein für seine schriftstellerische Tätigkeit legte Karl May im Gefängnis. Mit 20 Jahren kam May mit dem Gesetz in Konflikt. Er beging kleinere Diebstähle, versetzte im Pfandhaus geliehene Pelzmäntel und erleichterte Kaufleute um angebliches Falschgeld. Zwischen 1962 und 1875 musste er mehrmals längere Heftstrafen verbüßen. May verschlang alles, was die Gefängnisbibliothek hergab und träumte sich aus der kargen Kerkerzelle in ferne Welten. Er entdeckte, dass er selbst Talent zum Schreiben hatte. So entstanden während der Haft Gedanken und Grundlagen für viele seiner späteren Reiseerzählungen. Nach seiner Entlassung gelang es ihm, einen Posten als Redakteur zu ergattern. Er begann wie am Fließband Geschichten für verschiedenste Verleger von Wochenzeitschriften zu schreiben. So entstand: Erbauliches fürs Massenpublikum, Groschenromane, Kolportageliteratur, Dorfgeschichten, historische Heldenstücke und abenteuerliche Reiseberichte.

Im September 1875 erscheint in Heft 7 des "Deutschen Familienblattes" erstmals der Indianer Inn-nu-woh, aus dem dann nach und nach der Häuptling der Apatschen Winnetou wird. Im Juni 1879 taucht erstmals Old Shatterhand auf.

Während May zunächst für verschiedenste Verleger tätig war, arbeitete er ab 1891 mit dem Verleger Friedrich E. Fehsenfeld zusammen. Der Erfolg des Schriftstellers auch in finanzieller Hinsicht stieg in ungeahnte Höhen.

Ich selbst bin Old Shatterhand

Villa Shatterhand, Radebeul

Villa Shatterhand, Radebeul


Mit dem schwindelerregenden Erfolg und Ruhm wuchs die Eitelkeit des Vielgefeierten, der sich selbst zum "Dr. phil." erhob. Im Glückstaumel seines Erfolges übertrug Karl May das "Ich" seiner Reiseerzählungen auf sich selbst. "Ich selbst bin Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi und habe all jene Abenteuer und Heldentaten, die in meinen Büchern beschrieben stehen, selbst erlebt." Bald gab es Starfotos und Postkarten, die Karl May in abenteuerlicher Verkleidung seiner Helden zeigen.

Karl Mays "Ave Maria"

Karl May, Ave Maria

Karl May, Ave Maria


Das letzte Lebensjahrzehnt wurde für Karl May zum Martyrium. Nicht nur, dass man ihm vorwarf, unberechtigt den Doktortitel zu führen, man bezeichnete seine Schriften als "jugendgefährdend". Seine Verfehlungen und Gefängnisaufenthalte in der Jugend wurden aufgegriffen und gegen ihn verwandt.
Karl May starb am 30. März 1912 in seiner Villa in Radebeul.
Nur wenige wissen, dass Karl May auch Gedichte und Liedtexte geschrieben und die dazugehörige Musik komponiert hat. In der Anstaltskirche in Waldheim war Karl May sogar Organist in evangelischen und katholischen Gottesdiensten. Im Gottesdienst in Rimbach wird der Kirchenchor Ober-Wegfurth das von Karl May getextete ud komponierte "Ave Maria" vortragen.
(PB)